Prüfungswissen: Der objektive Tatbestand der Rechtsbeugung

§ 339 StGB schützt die Rechtspflege in Form der richtigen und unparteiischen Rechtsprechung.

I. Nach der objektiven Theorie ist der objektive Tatbestand des § 339 StGB stets dann erfüllt, wenn der Richter das Recht objektiv falsch anwendet. Verlangt wird das Vorliegen eines eindeutigen Rechtsverstoßes. Eine noch vertretbare Auslegung stellt nach den Vertretern dieser Auffassung noch keine Rechtsbeugung sein.
OLG Bremen NStZ 1986, 120; KG NStZ 1988, 557; LG Berlin MDR 1995, 191; Bemmann GA 1969, 65; ders. JZ 1995, 123; Spendel in GS Radbruch, 1968, 312; i.Erg. wohl auch OGHSt 2, 23; OLG Düsseldorf NJW 1990, 1374; Müller NJW 1980, 2390; Seebode JR 1994, 1; BGH NStZ 1988, 218

II. Dagegen verlangt die subjektive Theorie, dass die Rechtsanwendung in bewusstem Widerspruch zur Überzeugung des Richters steht.
Mohrbotter JZ 1969, 491; Sarstedt in FS Heinitz, 1972, S. 42; v. Weber NJW 1950, 272

III. Einen vermittelnden Standpunkt nimmt die sog. Pflichtverletzungstheorie ein: Sie stellt vor allem auf den regelrechten Verlauf der Entscheidungsfindung ab, sieht also auch vertretbare Urteile als Rechtsbeugung an, wenn sie aus sachfremden Erwägungen entstehen.
grdl. Rudolphi ZStW 82 (1970), ZSTW Jahr 1970 Seite 610ff.; ebenso i.Erg. Behrendt JuS 1989, JUS Jahr 1989 Seite 945ff.; Fischer DÖD 1987, 41; Geppert Jura 1981, 78; Kühl/Heger JZ 2002,202; Schreiber GA 1972, 196

Veröffentlicht in der Zeitschriftenauswertung (ZA) Mai 2014