Protokoll der mündlichen Prüfung zum 2. Staatsexamen – Berlin vom März 2020

Bei den nachfolgenden anonymisierten Protokollen handelt es sich um eine Original-Mitschrift aus dem zweiten Staatsexamen der Mündlichen Prüfung in Berlin vom März 2020. Das Protokoll stammt aus dem Fundus des Protokollverleihs Juridicus.de.

Weggelassen wurden die Angaben zum Prüferverhalten. Die Schilderung des Falles und die Lösung beruhen ausschließlich auf der Wahrnehmung des Prüflings.

Prüfungsthemen: Strafrecht

Vorpunkte der Kandidaten

Kandidat 1
Vorpunkte 4,7
Aktenvortrag 10
Prüfungsgespräch 9,25
Endnote 6,23
Endnote (1. Examen) 7

Zur Sache:

Prüfungsstoff: protokollfest

Prüfungsthemen: Raub/Räuberische Erpressung

Paragraphen:  §240 StGB, §249 StGB, §250 StGB, §253 StGB, §77 StGB

Prüfungsgespräch: Frage-Antwort, Intensivbefragung Einzelner

Prüfungsgespräch:

Wir hatten den Aktenvortrag bei der Prüferin, den darf man jedoch leider nicht hier darstellen.
Im Anschluss stellte sie ein paar Fragen, da ich mich mit den Protokollen vorbereitet habe, ahnte ich, dass etwas zur Zuständigkeit des Gerichts drankommen würde und habe dies noch in der Bearbeitungszeit rausgesucht und notiert. Tatsächlich kam auch dazu eine Nachfrage, welche ich dann auf den Punkt genau beantworten konnte. Leider kamen danach einige weitere Fragen zu der notwendigen Verteidigung (140 StPO), Berufung (312 StPO) und Revision (333 StPO), bei denen mir in dem Moment die Paragrafen entfallen sind. Nachschlagen geht bei ihr nicht, so dass ich dann improvisieren musste. Wenn man dann ordentlich darstellen kann, was ist und wieso es in der Form existiert, ist das aber offensichtlich nicht so schlimm.
Bei den anderen Kandidaten hat sie die gleichen Fragen gestellt.
Zu dem Fachgespräch ist es wichtig beim Fall mitzuschreiben. Leider hatte ich meinen Ersatzstift einer anderen Kandidatin gegeben und meiner machte ganz zu Beginn schlapp, so dass ich euch sagen kann: Sich einen 5-minütigen Fall in der Stresssituation zu merken geht einfach nicht. Leider hatte ich deswegen den Fall nicht immer klar vor Augen und musste mich zusammenreißen nicht gleich aufzugeben, was sich aber letzten Endes gelohnt hat. Also egal was euch passiert, so schlimm wie diese Situation wirds nicht sein und selbst dann kann man das Ding schaukeln! Also immer weitermachen.
Sie diktierte zu Beginn der Prüfung einen Fall, den du sicherlich in weiteren Protokollen weiter unten noch finden wirst. Leider war der Fall sehr umfangreich und überhaupt nicht für die mündliche Prüfung geeignet:
A, B und C planen als Bande einen Überfall auf ein Geschäft. Dazu fahren sie am Mittwoch mit dem Auto auf den Parkplatz, stellen aber fest, dass zu viele Menschen vor Ort sind. Am Abend treffen sich B und C in einer Kneipe und planen gemeinsam mit dem D die Tat am Samstag, ohne den A zu wiederholen. B fährt die Gruppe zum Geschäft, bei dem D und C dem Inhaber eine Plastikpistole unter die Nase halten und ihn dazu bewegen ihnen das Geld aus dem Tresor zu geben. Noch am Abend hörte A von dem Überfall aus dem Radio, er nahm am nächsten Tag aber dennoch einen Anteil aus dem Gewinn an. Dabei stellte sie den Fall nicht so strukturiert wie hier dar, sondern sprang öfter einmal vor und zurück und ergänzte einige Details.
Dann hat sie von sich aus von rechts nach links gefragt und wollte, wie zu erwarten war, hören wie wir anfangen. Es ging dann stets der Reihe nach weiter und jeder musste dort weitermachen, wo der andere aufgehört hat. Auch hier hilft es also anständig mitzuschreiben.
Dank der vielen Beteiligten und der zwei Tage aus dem Sachverhalt konnte so alles abgeprüft werden. Es kam viel AT ran (Mittäterschaft, Anstiftung, Beihilfe, Versuch der Beteiligung und Versuch), aber natürlich auch Detailwissen zum Streit Raub/Räuberische Erpressung oder der Waffenproblematik. Ihr kam es dabei stets drauf an, nicht unnötig mit Wissen zu prahlen („Danach habe ich nicht gefragt“) sondern stets zielführend in die richtige Richtung zu argumentieren („Ist das hier relevant?“). Sie bevorzugt Fachwörter, so fand sie „jetzt geht’s los “ beim unmittelbaren Ansetzen wäre „Kindergarten“, was sie aber stattdessen hören wollte weiß ich noch immer nicht.
Wir haben dann mit 249, 25 II StGB des C und D vom Samstag begonnen und anscheinend viel zu lange behandelt, da offensichtlich keine Wegnahme vorlag. Im Anschluss kamen wir dann auf 253, 255, 25 II der beiden zu sprechen. Auch hier war es wieder wichtig irrelevantes wegzulassen und problematisches detaillierter auszuführen. Ich habe dies zu meinem Vorteil genutzt und sehr offensiv viele Tatbestandsmerkmale einfach nur schnell bejaht, um dann auf das Problem zu stoßen, dieses kurz abzuhandeln und zu entscheiden. Wer hier Wissenslücken hat, könnte dies wohl mit einem guten Bluff verstecken. Ihr war teilweise wichtig zu wissen, ob nun der BGH oder die h.L. eine Meinung vertrat, so dass zumindest bei wichtigem Streit zumindest zugeordnet werden kann, wer welcher Theorie folgt.
Ohne dir jetzt oberlehrerhaft den ganzen Fall vorzukauen noch einige Anmerkungen: Die Prüferin springt tatsächlich bei dem Geschehen stark hin und her und es war nie ganz klar, wo wir grade sind.
Bei den vielen Beteiligten brachte sie die Buchstaben durcheinander und, da es zwei Handlungsstränge (Mittwoch und Samstag) gab, war nie ganz klar, bei welchem wir uns nun befanden. Ganz wichtig ist es also auf Struktur zu achten und umfassend zu erklären, was man gerade prüft und an welchem Tag man gerade ist. Tatsächlich war die Prüfung deutlich verwirrender, als sich hier aus den Protokollen entnehmen lässt, wer aber einen kühlen Kopf bewahrt, sauber und problembewusst durchprüft und subsumiert hat aber gute Chancen nicht gewusst es zu verstecken und gelerntes Detailwissen an der richtigen Stelle ausführlich darzustellen.
Obwohl wir alle mit gemischten Gefühlen aus der Prüfung gingen und tief durchatmen mussten, war dies am Ende des Tages noch die angenehmste unserer drei Prüfungssituationen.
Ein Tipp noch: Wenn ihr bei ihr den Aktenvortrag habt und in den 5-Frageminuten etwas nicht wusstet, schaut es euch in der Pause noch einmal an. Bei uns hat sie jemanden noch einmal im Gespräch die gleiche Frage gestellt um den Kandidaten/der Kandidatin eine weitere Chance zu geben.
Bei der Prüferin, so wirst du den anderen Protokollen auch entnehmen können, ist es wichtig in die Breite zu lernen. Es kann echt alles drankommen. Dafür möchte sie keine tausend Theorien, Streitstände kann man also getrost auf zwei Meinungen reduzieren.
Sie stellt immer wieder die gleichen StPO fragen. Ich empfehle diese aus den Protokollen herauszuschreiben und noch einmal zu lernen. Es sind zwar viele, aber es ist auf jeden Fall besser die Normen im Schlaf zu können.
Dafür fragt sie keine aktuellen Themen ab, was ja auch den ein oder anderen freuen wird.
Jedenfalls hast du das bald auch geschafft. Noch einmal kurz durchziehen, dann bist du durch.
Viel Erfolg und ganz viel Glück!